Donnerstag, 16. Oktober 2014

Experience: Vorurteile

Heute gehtes um das Thema Vorurteile. Dazu möchte ich euch gerne eine Geschichte erzählen, die mir vor einigen Wochen passiert ist. Die Situation ist folgende:

Ich sitze im Tram und bin auf dem Weg nach Tause. Aus Gewohnheit, da ich sonst meist zu den Stosszeiten unterwegs bin, habe ich extra meine Tasche auf meine Knie und nicht auf den Sitz neben mir gestellt, dass sich nochmals jemand neben mir hinsetzen könnte, auch wenn das Tram einigermassen leer war. Bei der nächsten Haltestelle stieg eine ältere Frau ein, die sich dann neben mich hinstellte und eine Zeit lang von mir unbemerkt dort stand, bis ich auf sie aufmerksam wurde. Sie stand einfach vor dem Zweiersitz und schaute mich mit einer etwas finsteren Mine an. Als ich sie bemerkte und sie etwas fragend anschaute, sie dann aber ihren finsteren Blick noch immer nicht von mir abwandte, fragte ich sie, ob ich ihr denn helfen könne. da meine die Dame, sie würde sich gerne hier hinsetzen, worauf ich ihr entgegnete, dass sie sich gern neben mich setzen dürfe, der Platz sei nicht besetzt. Das war offensichtlich nicht die Antwort, die sich die Frau gewünscht hatte, und sie fing zu schimpfen an:

"Wissen sie, ich sitze sonst immer am Fenster, wissen sie, immer! Das ist sowieso mein Platz, ich setze mich immer in dieses Abteil aber wissen sie, neben so jemanden wie sie würde ich mich auch gar nicht setzen wollen, so tättowiert und asozial wie sie sind! Sie sind sicher arbeitslos und leben auf Kosten des Staats, diese Leute haben wir gerne!" 

Worauf sie, immernoch weiter schimpfend, davon lief und sich an einen anderen Platz setzte. Ich, von der ganzen Aktion etwas geschockt, konnte es kaum glauben. Ich war sprachlos und ehrlich gesagt auch verletzt, dass diese Frau so über mich urteilt aber auch, dass niemand von den anderen Leuten im Tram etwas gesagt hat. Dass ich mit meinem Aussehen nicht gerade die 0815-Frau bin und vielleicht auch nicht gerade dem Schönheitsideal dieser älteren dame entspreche, ist mir klar. Dass ich durch die Tättowierungen und Piercings auch Aufsehen errege, ist mir auch klar und das wusste ich auch, als ich mich dazu entschieden habe, mich tättowieren und piercen zu lassen. Dass es nicht alle gut und schön finden würden, war und ist mir klar und damit kann ich auch leben. Auch wenn mir jemand sagt "Hey also mir gefällts jetzt nicht wirklich", dann kann ich damit umgehen, denn es ist mir bewusst, dass es auch Leute gibt, denen sowas nicht gefällt. Aber so ausrufen, schimpfen und mich als asozial und arbeitslos zu betiteln, finde ich schon etwas krass, was mich zum Thema Vorurteile bringt. Ja, auch ich habe sie und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich vorschnell ein Urteil über eine person fällt, nur anhand dessen, wie sie aussieht oder sie gekleidet ist. Nur schon solche kleinigkeiten sind doch Vorurteile, wenn wir es ganz genau nehmen und ganz ehrlich: Jeder hat und fällt sie. Doch eigentlich ist es nicht nötig, oder? Deshalb habe ich mir gesagt und es mir zur Aufgabe gemacht, nicht so schnell ein voreiliges Urteil über eine Person zu fällen, da es mich ja auch verletzt, wenn man es mir gegenüber tut.


 Es soll in diesem Post jetzt nicht nur darum gehen, dass tättowierte Menschen zu Unrecht verurteilt werden. Klar, es ist eine grosse Gruppe und ich denke, mein Erlebnis hat klar gemacht, wie die Gesellschaft manchmal immernoch über Tättowierte denkt. Es soll darum gehen, dass wir voreilig Urteile über Menschen fällen, die wir nicht kennen und überhaupt nichts über sie wissen. Wer weiss, was für einen wundervollen Charakter oder Talente sie haben, auch wenn man auf den ersten Blick vielleicht etwas anderes vermutet oder von ihnen denkt. Ich möchte euch dazu ermutigen, keine oder nicht so starke Vorurteile zu haben, wenn es um Andere geht und auch mit dieser Einstellung im Hinterkopf für Menschen einzustehen, die offensichtlich mit oder wegen den Vorurteilen anderer ausgeschlossen, angegriffen oder verletzt werden.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Christliche Meditation

Im Frühling/Sommer 2014 war ich am CREA in Basel, einem christlichen Festival/OpenAir, an dem viele Celebrations und auch Workshops stattgefunden haben. Ein Workshop, in dem ich war, war die christliche Meditation. Ich habe vor dem Festival die verschiedenen Seminare und Workshops angeschaut und das ist mir gleich ins Auge gesprungen. Einerseits, weil ich dachte: Hä, christliche Meditation, was soll das denn sein? Aber auch, weil mich das Thema irgendwie interessiert hat und ich mir auch nichts darunter vorstellen kontne, was es zusätzlich interessant gemacht hat.

Bei Meditation denken wir oftmals an exotischere Glaubensrichtungen und Religionen wie den Buddhismus zum Beispiel. Man sitzt ganz still und ruhig im Schneidersitz auf einem Kissen und meditiert, oohmmmmm. Soviel zum Klischee, was auch mir als erstes beim Wort Meditation in den Sinn kommt. Meditation hat aber nicht zwingend etwas mit Buddhismus oder so zu tun, viel mehr ist es eine Art und Weise, sich in seinen Gedanken und in seinem Denken völlig auf etwas zu fokussieren und alles um sich herum zu vergessen. Auch das Wort selbst, wenn man es vom Lateinischen ableitet, bedeutet soviel wie nachdenken oder überlegen. Wikipedia meint ausserdem, dass es eine "in vielen Religionen und Kulturen ausgeübte spirituelle Praxis, durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen soll sich der Geist beruhigen und sammeln" ist, was ich eiogentlich nur unterschreiben kann. Es geht ums Nachdenken, darum, den Fokus auf etwas bestimmtes zu legen und sich nur darauf zu konzentrieren. Und nein, man braucht auch keine Räucherstäbchen dazu. Es ist keine Entspannung und auch keine Art Schwärmerei, auch ist es nicht elitär, es kann also jeder meditieren.


 Doch, wo finden wir etwas wie Meditation in der Bibel, fragt ihr euch ez vielleicht. Wir finden sie an ganz vielen Stellen und von vielen praktiziert. Beispielsweise David, der viele Lieder geschrieben hat, welche wir heute in den bzw. als Psalmen wieder finden. In oder durch diese Lieder hat er sich bewusst auf etwas fokussiert und hat vermutlich alles andere um sich herum ausgeschaltet, er wollte Gott mit allem was er hat anbeten und sich nur auf ihn konzentrieren. Auch Jesus hat sowas wie meditiert. In einigen Teilen der Bibel lesen wir immer wieder, dass er plötzlich verschwunden ist, manchmal auch für längere Zeit, um zu beten und um Zeit mit seinem Vater zu verbringen. dazu ist er an abgelegene Orte gegangen, um die Zweisamkeit mit Gott völlig geniessen und erfahren zu können. Das gebet kann man auch als eine Form der meditation betrachten, dann hat beispielsweise auch Johannes meditiert. Einfach anzuschalten und sich nur auf Gott zu konzentrieren und ihn zu hören und zu spüren. Auch das ist eine Art der Meditation.

Aber, was ist denn jetzt eigentlich christliche Meditation? Ich habe mir hierzu die für mich wichtigsten Punkte herausgeschrieben:
  • Gott begegnen, ihn mit allen Sinnen erfahren
  • Sachen loslassen und an Gott abgeben
  • Beziehung zu Gott aufbauen
  • Mit Körper und Geist einheitlich/ganzheitlich vor Gott zu kommen
  • Bei Gott zur Ruhe kommen
  • Sich "beschenken" lassen durch ihn und seine Gegenwart
  • Zeit mit Gott verbringen
  • Gottes Geist Raum geben
  • Uns verändern lassen
  • Über Gott staunen können
Doch, wie meditiere ich, fragt ihr euch jetzt. Auch dazu habe ich ein paar Punkte für euch und anschliessend werde ich euch noch einige Übungen/Arten der christlichen Meditation beschreiben.
  • Es gibt nicht die Art, die richtig ist, für jeden ist es etwas anderes
  • Training ist wichtig
  • Sucht euch einen Ort, an dem es ruhig und still ist (draussen in der Natur, in eurem Zimmer etc.)
  • Sucht immer wieder den gleichen Ort auf
  • Keine Ablenkung, schaltet euer Handy/PC/Radio aus
  • Der richtige Zeitpunkt ohne Störungen ist wichtig
  • Haltung: Seid entspannt und sucht eine für euch bequeme haltung, es soll aber icht ein herumhängen sein
Hier sind noch einige Übungen, die ihr machen könnt. Aber vergesst nicht: Ihr könnt nicht von einem Tag auf den anderen meditieren erlernen. Ich habe lange gebraucht und würde sagen, ich lerne immernoch. Viel zu oft lasse ich mich ablenken oder schweife mit meinen gedanken in eine andere Richtung ab. Aber genau dazu ist die Meditation ja auch da. Um Erfolge zu sehennund um zu üben und zu lernen, du klannst nicht erwarten, dass gleich beim ersten mal alles richtig klappt. es wird dir vielleicht sogar komisch oder schräg erscheinen, aber alss es auf dich wirken und versuch es weiter.

Innere Sammlung
Ihr gebt alles ab und lässt alles los, was euch gerade beschäftigt. ich gebe Gott alles ab, was mich gerade beschäftigt und in meinen gedanken herumschwirrt. Lasst euch hierfür genügend Zeit oder plant genügend Zeit ein, denn ich habe selbst gemerkt, dass es erstaunlich ist, wie viel und was da alles hervorkommen kann. Dieses Loslassen ist eine Art Voraussetzung jeder weiteren Übung, damit ihr die ganze Alltagshektik hinter euch lassen könnt und den Fokus ganz auf Gott richten könnt.

Betrachten der Schöpfung
Ich nehme mir Zeit, um etwas aus Gottes Schöpfung zu betrachten und einfach darüber zu staunen, was und wie perfekt er alles geschaffen hat. En guter Ort für diese Art der Meditation ist die Natur. Ihr könnt eine Pflanze, ein Tier oder einfach die Landschaft oder den Himmel betrachten und euch voll von der Herrlichkeit, die Gott uns durch seine Schöpfung zeigt, mitreissen lassen.  

Betrachten der heiligen Schrift
Diese Art der Meditation sollte wie eine Art ein zentraler Punkt sein, auf dem auch andere Übungen aufbauen können. Es sollte aber nicht dazu dienen, die Bibel zu analysieren oder wissenschaftlich zu studieren. Denkt über ein Ereignis wie die Auferstehung oder ein Wort oder ein Gleichnis Jesu nach und lass es auf dich wirken. Widme all deine Sinne einer solchen Aufgabe und versuche, die Situation nachzuerleben. Rieche das Meer, spüre den Wind oder die Sonne auf der haut, sehe die Menschenmenge vor dir. Mögliche Bibelstellen dazu sind beispielsweise Psalm 1, Psalm 18, Psalm 104, Psalm 139, Jesaja 53, Matthäus 13, Lukas 15, Lukas 22-24, Johannes 6, Johannes 10, Johannes 15  

Nachdenken über das aktuelle Zeitgeschehen
Wir haben eine geistliche Verpflichtung in dieser Welt und wir können nicht davor fliehen. Wir können uns aber auch nicht vor der Realität und manchmal auch Brutalität dieser Welt verschliessen und meinen, wir können in eine geistliche Welt fliehen. Meditierende Menschen sind Menschen der tat, indem du Gott um Weisheit und um Erkenntnis bezogen auf diese Welt bittest. lass ihn dir zeigen, wie du ganz konkret und praktisch Einfluss nehmen kannsu auf Dinge, die schief laufen, damit du Salz und Licht sein kannst.  

Reflexion über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Meditation trägt unter anderem dazu bei, dass wir uns besser auf Gott fokussierne und ihn hören und spüren können. Dabei klären und fördern wir auch unsere Berufung, indem wir Gott fragen, was sein plan oder sein Wille für uns ist und wir diesen dann versuchen umzusetzen. Wir müssen also über unser handeln in der Vergangenheit, über unsere Absichten für die Zukunft und einfach über unser Leben allgemein und über das, was sich an uns verändert und vollzogen hat, nachdenken. Versucht, euer Leben in Gottes Licht und in seinem Willen zu sehen und und dann entsprechend zu handeln.

Ja, ich war auch etwas geschockt und verwirrt, als ich das alles zum ersten mal gehört und gelesen habe. es hat mich überwältigt und ich war auch etwas skeptisch, da es sich schon sehr sehr spirituell und nach Räucherstäbchen anhört und auch etwas unwirklich scheint. Doch wenn man sich erstmal darauf einlässt, ist sind Wirkung und Eindrücke, die ihr durch die Meditation erlebn könnt, gewaltig. Lasst euch nicht entmutigen, wenn es euch am Anfang nichts bringt und ihr wie das gefühl habt, ihr kommt nicht vom Fleck, so ging es mir auch. Ihr werdet ständig Lernende und wachsende bleiben und mit der zeit eine Kunst erlernen, die ihr so nie für möglich oder gar für komisch gehalten habt.